Der Thronfolger und die eigene Kindheit

Ein Werdegang

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Ein prägendes Buch für so manchen Leser

Ich habe als Kind viel gelesen. Als Erwachsener wurde ich dann – mehr oder weniger per Zufall – zum Buchhändler. Dazwischen gab es Phasen, in denen ich gar kein Buch zur Hand nahm. Wie war das bei Euch?

Mein älterer Sohn (7) hat es geschafft den Hobbit fertig zu lesen. Wenn ich mich bei seinen Klassenkameraden umsehe, dann frage ich mich oft, wie es dazu kommen kann, dass manche Eltern ihren Kindern überhaupt nie ein Buch schenken. Oder nahelegen.

Neue Bücher in der Buchhandlung zu kaufen war damals für uns nicht möglich, ich wuchs unter finanziell eher schwierigen Verhältnissen auf. Meine Lektüren waren meistens aus der Bibliothek entliehen – was mir nur deshalb etwas ausgemacht hat, weil ich gerne Detektiv-Geschichten gelesen habe, in denen geheime Botschaften versteckt waren. Um diese zu lesen, brauchte man eine eigene, dem Buch ursprünglich beigelegte, Karte – und die fehlte meistens schon.

Mein Eigen – Mein Schatz

Manchmal kaufte meine Mutter mir auf dem Kirchen-Flohmarkt dann das eine oder andere Buch. Zwar waren die oft in einem furchtbarem Zustand, dafür aber durfte ich sie behalten. Später, weiß ich noch, habe ich mir dann selbst Bücher auf dem Flohmarkt gekauft. Aus irgendeinem merkwürdigen Grund erinnere ich mich genau an ein dickes Buch namens „Die Schlacht am Littlebighorn“. Darauf zu sehen war ein reitender Blaurock. Ich weiß gar nicht, warum ich es mir gekauft habe – nur, dass ich es zwar angefangen aber nie zu Ende gelesen habe.

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Das Buch passt eigentlich gar nicht zu mir – und trotzdem fing ich erst danach wieder zu lesen an.

Irgendwann dann hörte ich plötzlich auf Bücher zu lesen. Jahrelang habe ich allenfalls sporadisch eines in die Hand genommen. Es war die Phase, in der ich für die Schule lesen sollte – und ich hatte schon immer Schwierigkeiten mit Lehrern, die auf Teufel komm raus langweilige Bücher besprechen wollten.

Erst, als diese Phase endete (und man mich wieder in Ruhe lies), begann ich wieder. Lustiger Weise erinnere ich mich auch an das erste Buch ganz genau, das ich dann gelesen haben: „Der Seewolf“ von Jack London. Und obwohl sich mein Beuteschema extrem verändert hatte (und dieses Buch bestimmt nicht in selbiges fiel), hat es den Motor wieder angeworfen.

Zurück ins Heute

Junior 1 liest sehr flink. Es ist das Einzige, was er für die Schule tut. Manchmal frage ich mich, ob ihn auch jemand davon abbringen wird – auch wenn’s mit den besten Absichten passiert.

Also: Wie war das bei Euch? Wurdet Ihr dazu erzogen oder habt Ihr freiwillig mit dem Lesen begonnen? Gab’s Phasen, in denen Ihr nichts lesen wolltet – oder seid Ihr immer dabei geblieben? Ich bin wirklich gespannt auf Eure Erfahrungen! 🙂

17 Kommentare zu „Der Thronfolger und die eigene Kindheit“

  1. Hallo!

    Als Kind habe ich viele Stunden in unsere Bibliothek verbracht 😀 Die finanziellen Möglichkeit bei 7 Kindern sind auch eher eingeschränkt gewesen. Weihnachten und Geburtstag gab’s Bücher und sie waren mein kleiner Schatz! Mein Vater hat auch immer viel gelesen, das habe ich offensichtlich geerbt. Es gab bei mir auch Jahre in denen ich kaum gelesen habe; meist aus Zeitmangel. Mein Kind liest auch sehr gerne und baut langsam ihr eigene Bibliothek auf.

    Liebe Grüße
    Janice

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    1. Klingt so, als gäb’s da einige Parallelitäten – ich hab‘ 4 Geschwister. 😀

      Lustiger Weise war ich, in den beinahe-schon-Teenager-Jahren nahezu enttäuscht, wenn ich ein Buch geschenkt bekommen habe. Damals mussten’s unbedingt Videospiele sein. Später hat sich das aber wieder … ’normalisiert‘. 🙂

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  2. HI 😉

    Ich las als Kind kein einziges Buch. Ich hasste Bücher und quälte mich schoin durch die Pflichtlektüre der Schule. Ich als Legasthenikerin hatte einfach keine Lust dazu. Die Lehrer machten mir leider auch nie wirklich Mut zu lesen. Meine Mutter hats dann aber geschafft das ich mit 12 Jahren angefangen habe die Heftromane von John Sinclare zu lesen. Ja, sicher nicht grade Lektüre vpr ein 12 jähriges aber meine Mutter fand, wenn ich so doch spass am lesen bekomme, warum nicht. Und, sie hats geschaft. 😀 Mit 15, nach der Schule hab ich dann wirklich sehr viel gelesen, aber bin da auch gleich zu erwachsenenliteratur über gegangen. Vor allem Sachbücher, Ratgeber und erst später kam ich zu Jugendromane *gg*

    Ich hab unseren Kids immer Bücher geschenkt, als sie Klein waren, vorgelesen hab ich nicht, nur erzählt, einfach weil ich mich geschämt habe, aber ich fand es wichtig das sie einen Bezug zu Bücher bekommen. Meine Älteste liest fast so viel wie ich, wenn auch völlig einseitig. Die Mittlere liest so quartalsmässig *gg* und Junior liest gar nicht mehr, dem gehts wie mir, er isr Legastheniker und die Lehrer haben es ihm echt madig gemacht.

    Ich wünsch dir noch einen schönen Abend und lass dir liebe Grüsse da.
    Alex

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    1. Kann mir vorstellen, dass es nicht leicht ist, wenn man vom Umfeld derart negativ beeinflusst wird. Freut mich umso mehr, dass es gen Ende noch geklappt hat. Vielleicht kann Junior ja später doch noch etwas dran finden. 🙂

      Mit Einseitigkeit konnte ich eine Weile auch dienen. In den 1990ern hab‘ ich jede Menge Vampir-Romane gelesen. Allerdings waren das noch echte Vampire, nicht die Teenager-Schlaffis von Heute. 😀

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      1. Guten Morgen 😉

        Ja, freu mich auch, nicht auszumalen was ich ohne all die guten Bucher machen würde. Gut, ist ja nicht so das ich keine anderen Hobbys hätte aber da wär mir wirklich was tolles durch die Lappen gegangen. Und ja, ich hoffe auch das mein Sohn irgendwann mal noch was findet das ihn reizt.

        Echt jetzt? Vampiere ?*gg* Oky, da hast du recht, die weichspühl Dinger sind echt nicht zum Aushalten 😉

        Liebe GRüsse und nen guten Start in die neue Woche!
        Alex

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  3. Mein Vater hat mir schon immer vorgelesen. Als ich den Dreh dann selbst erst mal raus hatte, da war vor mir auch nichts sicher. Meistens bin ich mit 10 oder noch mehr Büchern aus der Bücherrei nachhause gekommen und meine Mutter schüttelte bloß mit dem Kopf, wenn ich die zwei Wochen später alle wieder zurück brachte. Aber beide Eltern haben das Lesen bei uns Zuhause immer gefördert.
    Ich würde immer am liebsten Schreien wenn bei uns im Laden Eltern ihre Kinder aus der Tür ziehen mit Kommentaren wie: „Hier gibts nichts spannendes außer Bücher.“ Arg.
    Womit es bei mir also irgendwann mal so richtig Klick gemacht, kann ich gar nicht so sagen. Ich kann mich aber genauso wie du gut daran erinnern, dass ich in meiner Schulzeit dann so Phasen hatte, wo ich nicht gern gelesen habe, gerade in der Zeit ums Abitur rum, erst als ich im Studium steckte, hab ich meine Leidenschaft so richtig wiederentdeckt.

    Viele Grüße

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    1. Ich glaube ja, dass solche Eltern ein Fluch für ihre Sprösslinge sind. Ehrlich gesagt bin ich selbst auch immer wieder schockiert, wenn ich soetwas auf der Straße (oder vielmehr in der Schule meines älteren Sohnes) erleben muss. Menschen, die kaum einen gerade Satz zustande bringen. *brrrrr*

      Zum Glück bleiben mir solche Aussagen im Laden erspart. Zu uns kommt niemand ohne Kaufabsicht. Und noch viel weniger verlassen uns ohne Buch. 😀

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  4. Mein Vater war Buchhändler, ich bin seit ich denken kann süchtig nach Geschichten. Meine Mutter dankte Gott auf Knien, als ich endlich selber lesen konnte und sie sich wieder der Erwachsenenliteratur zuwenden konnte, ohne dass ich ihr ein „Gute Nacht sagte der Tiger“ oder ähnliches auf den Schoß knallte, damit sie mir etwas vorliest. MIR! Nur ich hatte das Recht auf Unterhaltung durch Bücher. Ich war ein Tyrann, was das anging. Heute bin ich immer noch anstrengend aber das tut hier nichts zur Sache. Ich lese immernoch dauernd und rege mich ständig auf wenn Bücher gepuscht werden, weil sie total hipp sind. Und dann lese ich sie, weil ich wissen will worüber ich mich aufrege und dann rege ich mich noch mehr auf und will meine Lebenszeit zuück aber ich bin auch zufrieden mit mir, weil ich recht hatte und nun besser argumentieren kann, wenn ich das Buch verreiße. Und manchmal, entdecke ich, dass es ja garnicht so schlecht ist und das ärgert mich. Aber ich überlebe sowas.
    Nur dann wenn ich lernen muss, durch eine Weiterbildung oder ähnliches, dann kann ich kein Buch anrühren. Als wäre jedes Wort zu viel für mein kleines Gehirn und könnte eine wichtige Information verdrängen.

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    1. Klingt in erster Linie aufregend – aber ich weiß, was Du meinst. Mir ging es bei ‚Der Marsianer‘ ähnlich. Das Buch war plötzlich total angesagt und ich verstand nicht warum. Es war (und ist) meiner Meinung nach ein langweiliges Problem – Lösung – Problem – Lösung – Problem – Lösung – Buch. Ohne großartige Spannung.

      Ich bin recht froh, dass ich kaum je Phasen habe, in denen mir die Worte zuviel werden. Natürlich gibt es allerdings Perioden, in denen andere Hobbies überwiegen (zum Beispiel TV-Serien). Aber was soll’s. Muss ja nicht jeder. Oder immer. 🙂

      Zum Glück lese ich meinen Kindern recht gerne vor. In dieser Hinsicht sagt man mir auch unglaubliches Talent nach. Obwohl … ’nach‘ ist vielleicht gar nicht das richtige Wort dafür. Eher ‚vor‘ – meistens kurz, bevor man sich aus der Affäre zieht und mir das Feld überlässt, weil man nicht selbst lesen will. Ich sehe dabei meine Frau an.

      Auf die Tyrannen! 😀

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  5. Ha, an den Seewolf erinner ich mich noch gut – und es war sogar die gleiche Ausgabe 😉
    Ich habe als Kind unglaublich viel gelesen und zwar alles, was ich in die Hände bekam. Das war dann eine Mischung aus Karl May, Brezina, Agatha Christie, Rosegger, Käthe Recheis, Lindgren…
    Während dem Studium ist das „private“ Lesen weniger geworden, weil ich für die Germanistik eine ziemliche Leseliste hatte, aber danach ging es dann gleich weiter 😉

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    1. Glaub‘ ich gern. Brezina hab‘ ich auch gerne gelesen (vielleicht erinnerst Du Dich an ’99 heiße Spuren‘ – das war der Krimi mit der beschriebenen Karte für den Geheimcode im Buch). Als Erwachsener muss ich sagen, dass seine Bücher vielleicht nicht immer der optimale Einstieg waren… 😀

      Für diese Seewolf-Ausgabe musste ich übrigens erst ein wenig suchen. Ich hab‘ sie irgendwann verloren und wollte unbedingt diese hier wiederhaben…

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      1. An das Buch habe ich bei der Geschichte mit der Karte sofort gedacht, aber mir ist der Titel nicht mehr eingefallen. Meine Mutter war von den Büchern auch nicht so begeistert *g* Ich hab seit damals nicht mehr reingeschaut, könnte sie jetzt aber vermutlich verstehen 😉
        Aber bei einigen ehemaligen Lieblingsbüchern schüttel ich jetzt den Kopf über die vermittelten Werte/Bilder, aber die sind bei mir als Kind gar nicht hängen geblieben/angekommen – ich wollt nur die Abenteuer. Bei May hab ich z.B. sofort überblättert, wenn er mit Gott angefangen hat (oder die Landschaft beschrieben).

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  6. Seit ich lesen gelernt habe, bin ich Bücherwurm. Als Kind habe ich mich durch die komplette Schulbücherei gelesen. Später habe ich dann viele Bücher geschenkt bekommen, auf dem Flohmarkt oder als Mängelexemplare gekauft, später auch ab und zu richtig neue. Ich lese im Jahr zwischen 110 und 160 Bücher und nachdem das Fassungsvermögen des Hauses endlich ist, bin ich inzwischen in zwei Büchereien, die beide auch noch verschiedenen OnLeihen angeschlossen sind. Nein, ich habe nie aufgehört zu lesen und bin süchtig nach neuen Geschichten, nur die Genres der Bücher wechseln. Im Moment lese ich stapelweise Jugendbücher 🙂

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    1. Ah … ich auch – allerdings beruflich. 😀

      Inzwischen muss ich (notgedrungen) auch eBooks lesen. Auf Dauer wäre das sonst zu teuer geworden. Mit 160 bist Du sogar noch um Welten besser als ich – ich hatte letztes Jahr 114. 🙂

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